Der Kongress Armut und Gesundheit 2021: gesundheitliche Ungleichheiten überwinden – Parallelen zu gewi-Projekten

Quelle: Gesundheit Berlin-Brandenburg/ Foto: André Wagenzik

Vom 16. bis zum 18. März 2021 fand der Kongress „Armut und Gesundheit“ statt. Aufgrund der COVID-19-Pandemie war er dieses Jahr in einem digitalen Format, nachdem er im letzten Jahr abgesagt werden musste. Zum 26. Mal trafen sich Wissenschaftler*innen und Politiker*innen sowie Akteur*innen des Gesundheitswesens und aus der Praxis um unter dem Thema „Aus der Krise zu Health in All Policies“ Erfahrungen auszutauschen, neuste Studienergebnisse zu präsentieren, Strategien zu entwickeln und zu diskutieren. Der Fokus lag dabei stets auf dem übergeordneten Thema des jährlichen Kongresses: der Überwindung gesundheitlicher Ungleichheit in Deutschland.

Auch in diesem Zusammenhang zeigen sich durch COVID-19 sowohl kurz- wie auch langfristige Auswirkungen auf den Zugang zu gesundheitlichen Informationen und medizinische sowie pflegerische Leistungen. Als Folge aus den Maßnahmen der COVID-19-Pandemie wird daher als Gesundheitsgefahr angesehen, dass viele Patient*innen aus Angst vor einer Infektion wichtige Behandlungen und Vorsorgeuntersuchungen aufschieben, so dass vermutet werden kann, dass ein Anstieg an anderen Erkrankungen, u.a. chronischer, aber auch psychischer Natur, nach der Pandemie folgen wird. Dies kann v. a. für die ältere Bevölkerungsgruppe angenommen werden, da diese, als besondere Risikogruppe für eine Infektion von COVID-19, sich eher vorsichtig verhält und Kontakte, auch zu Ärzten, minimiert. Durch die Lockdown-Maßnahmen hat sich ebenfalls das gesundheitsbezogene Verhalten vieler Menschen verändert. Es wird sich weniger körperlich betätigt und auch bei der Ernährung wird vermutet, dass diese ungesünder ausfällt.

Diese pandemiebedingten Auswirkungen verstärken die bereits geminderte Mobilität und das damit verbundene Risiko der Vereinsamung der Senior*innen. Diese Thematik liegt im Herzen der Arbeiten des gewi-Instituts und der aktuell verfolgten Projekte SHAPES und INGE. In SHAPES z.B.  wird es Möglichkeiten geben, die die körperliche Aktivität Älterer messen und bei längerer Zeit der Inaktivität Erinnerungen zur Bewegung senden. Weiterhin sollen die digitalen Lösungen auch die Ernährung aufnehmen können und Hinweise für eine gesunde Ernährung geben. Zudem wird es auch Lösungen für eine kontaktlose Konsultation mit dem* der Hausärzt*in geben.

Neben COVID-19 wurden beim Kongress Armut und Gesundheit 2021 weitere Kernthemen des gewi-Instituts diskutiert. Im Bereich Digitalisierung wurde eine Literaturübersicht vorgestellt, welche den „Digital Health Divide“ international untersucht. Dabei konnten deutliche Differenzen in der Nutzung von digitalen Lösungen zwischen Jüngeren (U65) und Älteren (Ü65) aufgedeckt werden. Bei den Älteren wurde eine seltenere Nutzung von digitalen Geräten zur Messung von Gesundheitsparametern beobachtet. Als Gründe werden dafür meist motorische und psychosoziale Barrieren gegenüber der Technologie genannt. Auch ein fehlendes Kontextwissen erschwert den Zugang zu solchen digitalen Lösungen. Auf der anderen Seite fanden Studien heraus, dass trotz der Barrieren dennoch ein großes Interesse am Erlernen digitaler Kompetenzen vorherrscht. Als Fazit wurde gezogen, dass die Digitalisierung scheinbar die bestehende Ungleichheit verstärkt, wenn Personen, welche einen größeren Nutzen von diesen Geräten hätten, weniger Möglichkeiten haben, diese in ihren Alltag zu integrieren.

An diesem Ungleichgewicht setzen ebenfalls Anwendungsfälle des SHAPES Projekts an. Teilnehmer*innen werden hier explizit auf die Nutzerfreundlichkeit der digitalen Angebote angesprochen. Auch bei INGE steht die Akzeptanz bei den Anwender*innen des IT-unterstützten Pflegeberatungssystems an erster Stelle. Die digitalen Fähigkeiten der Senior*innen sollen im Rahmen der Projekte und darüber hinaus gestärkt werden und die Schere der digitalen und gesundheitlichen Kompetenzen minimiert. Auch deswegen führen wir mehrere Testschleifen durch, worauf Anpassungen der digitalen Lösungen folgen.[1] Damit wollen wir erreichen, dass die Anwendung für Senior*innen so intuitiv wie möglich geschieht. So versuchen auch wir unseren Beitrag zur Überwindung gesundheitlicher Ungleichheiten und einer Stärkung der digitalen Gesundheitskompetenz zu leisten.


[1] Falls Sie mehr über die Teilnahme an SHAPES oder INGE erfahren wollen, kontaktieren Sie uns: info@gewi-institut.de oder 0221-126064314

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